Ein wichtiger Teil verkehrspsychologischer Arbeit ist es gemeinsam mit den Betroffenen Lebensveränderungen zu erarbeiten und zu überlegen wie Alkoholmissbrauch oder Drogenkonsum möglichst zuverlässig verhindert werden können. Es gibt viele sich teilweise ergänzende Ansätze für diese Rückfallprophylaxe.

Kelly McGonigal, Gesundheitspsychologin an der Stanford University, hat verschiedene achtsamkeitsbasierte Ansätze, besonders für den Umgang mit Stress und für das Durchführen persönlicher Veränderungen entwickelt. Unter anderem betont sie die Wichtigkeit kleiner, unterstützender Maßnahmen, wie zum Beispiel:

  1. Körperliche Anteile der Willenskraft
  2. Selbstvergebung
  3. Sich mit seiner Zukunft anfreunden
  4. Fehlschläge vorhersagen
  5. Auf dem Drang surfen

 

1. Körperliche Teile der Willenskraft

Sich zu ändern und neue Gewohnheiten zu festigen ist keine rein geistige Sache. Unser körperlicher Zustand kann uns das Leben einfacher oder schwerer machen.

Schlaf

Wenn wir müde sind, fällt es uns deutlich schwerer den kleinen Versuchungen des Tages zu widerstehen. Des Weiteren ist es schwieriger uns vorzustellen, wie wir uns eigentlich verhalten wollen. Je müder wir sind, desto einfacher rutschen wir in alte Verhaltensweisen ab.

Meditation und Entspannung

Schon zehn Minuten am Tag, in denen Sie komplett vom alltäglichen Geschehen abschalten und sich über nichts Gedanken machen, können nachhaltig Ihre Stresstoleranz erhöhen. Nehmen Sie sich die Zeit, selbst wenn es zunächst nur ein- oder zweimal die Woche ist. Durchgängig Leistung zu bringen fordert unseren Körper. Wie jeder gute Akku, benötigen auch wir Momente, in denen wir uns wieder aufladen, um uns besser für das Kommende zu wappnen.

Regelmäßiger Sport

Regelmäßiger Sport verhindert Depression, macht unseren Körper leistungsfähiger für anspruchsvolle Tage und hilft dabei, Ärger und Frustration abzubauen.

Ernährung

Reduzieren oder vermeiden Sie zuckerhaltige Nahrung. Wenn wir Zucker zu uns nehmen, verwendet der Körper zunächst viel Energie darauf, Teile des Zuckers für den späteren Verbrauch einzuspeichern und alles andere wird zügig in Energie umgesetzt und ausgegeben. Die geschieht sehr schnell und schon kurze Zeit später hat unser Körper keinen Brennstoff mehr und verlangt nach neuer Energie. Nahrungsmittel, die keinen oder nur wenig Zucker enthalten sind besser dafür geeignet uns lange Brennstoff und Energie zu liefern und uns über Stunden fit zu halten. Achten Sie auch darauf mehr Gemüse zu essen. Gemüse liefert Ihnen viele wichtige Vitamine und Spurenelemente, um Ihren Körper leistungsfähig zu halten.

 

2. Selbstvergebung

Rückschläge, Fehler und Rückfälle gehören zum Leben. Niemand ist perfekt. Personen, die sich für ihre Rückfälle verurteilen werden häufiger wiederholt rückfällig und die Rückfälle werden über die Zeit immer schwerer. Personen, die in der Lage sind, ihre momentane Schwäche zu akzeptieren und sich für den Rückfall nicht selbst verurteilen werden seltener wiederholt rückfällig und die Rückfälle werden auch nicht schwerer.

 

3. Sich mit seiner Zukunft anfreunden

Personen, die eine große Diskrepanz zwischen ihrem heutigen Ich und ihrem zukünftigen Ich sehen, zeigen oft kurzsichtiges, auf die Erfüllung kurzfristiger Bedürfnisse ausgerichtetes Verhalten. Eine große Diskrepanz bedeutet, dass die Personen glauben, es gäbe einen großen Unterschied zwischen ihrem heutigen Verhalten und ihrem erwünschten, zukünftigen Verhalten. Es ist wichtig, sich mit seiner Zukunft und seinem zukünftigen Ich anzufreunden und Gemeinsamkeiten heraus zu finden.

 

4. Fehlschläge vorhersagen

Personen, die planen was bei ihren Vorhaben schief gehen kann, erleben weniger Fehlschläge und kompensieren diese besser. Um sein Verhalten langfristig zu ändern, kann es helfen, sich im Detail zu überlegen, in welchen Situationen es schwer werden kann, das neue Verhalten umzusetzen. Wichtige Fragen, die man sich stellen kann, sind zum Beispiel „Was kann ich tun, um diese Situationen zu vermeiden?“ oder „Wie kann ich in Zukunft mit diesen Situationen umgehen?„.

 

5. Auf dem Drang surfen

Der Drang Alkohol zu trinken, sich zu berauschen oder zu rauchen ist etwas, das körperlich, emotional und in Gedanken erlebt werden kann. Allerdings ist es auch ein Zustand, der vorübergehend ist. Es lässt sich trainieren mit dem Konsumimpuls umzugehen und ihn auszuhalten bis er endet. Es hat sich gezeigt, dass Personen, die trainiert haben den Drang auszuhalten, in der Lage sind, länger nicht zu konsumieren und Rückfälle besser zu verhindern. Die Personen „surfen“ auf Ihrem Drang und wissen, dass er enden wird, was bei der Einhaltung der Abstinenz sehr hilfreich ist.