Wenn eine MPU wegen Verkehrsauffälligkeiten mit Alkohol durchgeführt wird, wird verlangt, dass sich die Betroffenen mit ihren Trinkmengen auseinandergesetzt haben. Sowohl für die Tattage als auch für den vorherigen Lebensverlauf müssen genaue Angaben zu den Trinkmengen gegeben werden. Hierzu müssen Sie wissen, wie Sie Ihre Promille berechnen können.
Was beeinflusst die Höhe des Promillewertes?
Viele Leute glauben, dass die Promillezahl auch davon abhängt, wieviel man gegessen hat oder ob man vorher Sport gemacht hat. Das stimmt nicht! Auch ob man sich betrunken fühlt oder nicht hat nur teilweise etwas mit der Promillezahl zu tun. Eine üppige fette Mahlzeit kann zwar dazu führen, dass man den Alkohol weniger spürt, die Promillezahl bleibt aber gleich. Wenn man sich vor dem Alkoholkonsum körperlich betätigt hat, fühlt man sich zwar häufig schneller betrunken, aber auch hier hängen die Promille nicht vom Sport ab.
Auf den Promillewert haben Einfluss:
- Die Menge an Alkohol, die man getrunken hat
- Das Geschlecht
- Das Flüssigkeitsvolumen des Körpers, welches meistens über das Gewicht oder BMI in Promilleberechnungen einfließt
- Die Abbauzeit, das heißt, wie viel Zeit der Körper seit der letzten Alkoholaufnahme hatte, um diesen abzubauen
Es gibt viele unterschiedliche Möglichkeiten Promille zu berechnen, wie zum Beispiel den Rechner der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: https://www.kenn-dein-limit.de/selbst-tests/promillerechner/
Machen Sie genaue Angaben zum Alkoholkonsum
In einer MPU wird von Betroffenen erwartet, dass sie eine realistische Angabe über ihre Trinkmengen machen können. Um über die Promille zu einer solchen Angabe zu kommen sind noch einige weitere Informationen notwendig.
Es ist wichtig, wann der Wert gemessen wurde und wann die Kontrolle stattgefunden hat. Oft wird bei der Kontrolle nur gepustet und später erst Blut abgenommen. Dazwischen können schon einmal ein paar Stunden vergehen. Desweiteren ist für die Berechnung wichtig, wann der Betroffene angefangen hat zu trinken. So kann man ausrechnen, wie viele Stunden der Körper Zeit hatte, den Alkohol abzubauen. Zuletzt wird zumindest noch eine grobe Einschätzung der Art der alkoholischen Getränke benötigt, ob jemand zum Beispiel nur Bier oder nur Wein oder nur Schnaps getrunken hat, oder ob alkoholische Getränke durcheinander getrunken wurden.
Ein Fallbeispiel
Bei dem Betroffenen wurde eine Blutalkoholkonzentration (BAK) von 1,8 Promille morgens um 4.00 Uhr bei der Blutentnahme gemessen. Die Verkehrskontrolle war zwei Stunden vorher, um 2.00 Uhr, der Trinkbeginn war um 21.00 Uhr.
Zwischen 21.00 Uhr und 4.00 Uhr sind 7 Stunden vergangen und man kann davon ausgehen, dass ca. 0,6 bis 0,7 Promille zum Zeitpunkt der Blutentnahme bereits vom Körper abgebaut wurden (pro Stunde werden circa 0,1 Promille abgebaut). Das heißt, dass die Person insgesamt Alkohol im Wert von ca. 2,5 Promille zu sich genommen haben muss (2,5 Promille minus 0,7 Promille, die in sieben Stunden abgebaut wurden, ergeben 1,8 Promille, die um 4.00 Uhr noch messbar waren).
Man kann grob sagen, dass die Person entweder 5 Liter Bier oder 2,5 Liter Wein / Sekt oder 0,45 Liter Schnaps getrunken haben muss.
In unserem Fall gab die Person an, vor allem Bier getrunken zu haben und zwei Ouzo zu je 2 cl Insgesamt lässt sich dann errechnen, dass die Person 4,6 l Bier und 2 Ouzo zu je 2 cl getrunken hat.
Diese Werte gelten für einen 80 kg schweren Mann. Ein 60 kg schwerer Mann würde schon mit weniger Alkohol den gleichen Promillewert erreichen, da er weniger Körperflüssigkeit hat. Ein 60 kg schwerer Mann müsste zu den zwei Ouzo nur 4,2 l Bier trinken, das heißt 0,4 l weniger als der 80 kg schwere Mann. Eine 60 kg schwere Frau müsste noch etwas weniger trinken, da Frauen im Vergleich zu Männern einen etwas höheren Fettanteil gerechnet auf ihr Körpervolumen haben und Fettgewebe kaum Flüssigkeit enthält. Eine 60 kg schwere Frau müsste zu den zwei Ouzo nur 4 l Bier trinken.
Intensive Vorbereitung ist wichtig
In unseren Alkoholseminaren und Einzelberatungen nehmen wir möglichst einfache Faustformeln, um den Promillewert zu errechnen. Es gibt deutlich genauere Formeln, die aber oft nicht so einfach im Kopf auszurechnen sind. Für uns ist eine Formel dann gut und auch im Alltag anwendbar, wenn man sie im Kopf ausrechnen kann. Und natürlich soll ein halbwegs zuverlässiges Ergebnis herauskommen. 😉
Wie Sie vielleicht gemerkt haben, ist es gar nicht immer einfach, die Promille zu berechnen. Da der Psychologe in der Medizinisch-Psychologischen Untersuchung natürlich eine Menge Erfahrung hat und genau berechnen kann, was Sie am Delikttat getrunken haben müssten, sollten Sie sich selbst intensiv damit auseinander gesetzt haben. Es reicht nicht, mal eben grob einzuschätzen, wieviel es vielleicht gewesen sein könnte. Ihre Angaben müssen zwar nicht auf die zweite Nachkommastelle nachvollziehbar sein. Jedoch kann ein grobes Abweichen von realistischen Trinkmengen zu einem negativen Gutachten führen.
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