„Mit dem Kiffen aufzuhören ist ganz einfach. Ich habe es schon zwanzig Mal gemacht.“ – dieser Witz hat leider eine ernste Pointe. Tatsächlich gibt es viele Konsumenten von Cannabis, die gerne aussteigen möchten. Für immer schafft das jedoch nur ein kleiner Teil von ihnen. Die Verlockung „einen zu rauchen“ ist so groß, dass der eigene Wille in den meisten Fällen nicht ausreicht, um die Sucht zu durchbrechen. Erst eingehende Beratung, professionelle Hilfe und intelligente Strategien können die Chance auf einen Ausstieg erhöhen.
Cannabis ist weit weniger verbreitet als viele glauben
In Bezug auf den Cannabiskonsum gibt es einige populäre Fehlmeinungen. Dies beginnt schon damit, dass viele die Verbreitung des Kiffens überschätzen. In einer repräsentativen Umfrage konnte ermittelt werden, dass nur etwa ein Drittel der jungen Erwachsenen in Deutschland schon einmal Cannabis konsumiert hat, unter den Jugendlichen beträgt der Anteil gerade einmal zehn Prozent. Die Einschätzung der gleichen Gruppe über den Drogenkonsum der anderen brachte hingegen ein ganz anderes Ergebnis hervor. Die meisten vermuteten, dass über die Hälfte der Bevölkerung schon einmal Cannabis geraucht hat.
Wie kommt es zu solchen Fehleinschätzungen und welche Auswirkungen haben sie? Zum ersten Punkt ist zu sagen, dass die mediale Aufarbeitung in den vergangenen Jahren nahegelegt hat, dass Kiffen weit verbreitet sei. Die Fehlinterpretation geht so weit, dass Cannabiskonsum von Teilen der Bevölkerung als Normalzustand betrachtet wird. Für das eigene Suchtverhalten hat das eine gravierende negative Folge. Betroffene gehen davon aus, ihr Cannabiskonsum entspreche der Norm. Sie orientieren sich sogar an der vermeintlichen Mehrheit und rechtfertigen ihre Sucht damit – vor anderen und vor sich selbst. Den Ausstieg kann das erheblich erschweren. Auch dann, wenn die Gründe dafür eigentlich gut sind.
Alles eine Frage des Willens?
Ein verlorener Führerschein sollte Motivation genug sein, um das Kiffen endlich zu beenden. Entsprechend verbreitet ist die Meinung, das Problem sei mit Disziplin und eisernem Willen in den Griff zu bekommen. Doch auch diese Einschätzung konnte durch eine Studie widerlegt werden. Dafür wurden 193 Konsumenten von Cannabis in den USA untersucht, die den Wunsch hatten, aufzuhören. Die Forscher begleiteten die Personen drei Monate lang, ohne auf sie einzuwirken. Es zeigte sich, dass die meisten bereits nach einer Woche rückfällig wurden.
Der eigene Wille scheint demnach nur selten auszureichen, um die Sucht zu besiegen. Diese Aussage wird durch eine weitere Studie unterstützt, die in Australien über drei Jahre durchgeführt wurde. Abhängige verschiedener Suchtmittel wurden hier bei ihrem Versuch begleitet, clean zu werden. Während sich viele der Probanden einen starken Willen attestierten, erreichten nur wenige ihr Ziel. In Bezug auf die sich selbst zugeschriebene mentale Kraft unterschieden sich die erfolgreichen Aussteiger von den rückfälligen nicht. Ein anderer Faktor war viel wichtiger – die Strategie.
Mit einer Strategie den Ausstieg bewältigen
Fast alle erfolgreichen Aussteiger konnten bereits zu Beginn der Studie eine klare Strategie formulieren – im Gegensatz zu den rückfälligen Kandidaten. Besonders erfolgreich war dabei ein radikaler Wandel des alltäglichen Lebens. Der Umzug in eine neue Wohngegend gehörte bei vielen Aussteigern zu ihrem geglückten Konzept. Ebenso die Trennung von alten Bekannten, die möglicherweise sogar Teil der Drogenvergangenheit waren.
Einige Teilnehmer fanden erfolgreich Ablenkung in der Arbeit, grundsätzlich wirkte sich eine sinnvolle Strukturierung des Tages positiv aus. Mit die besten Chancen auf einen erfolgreichen Ausstieg bestehen dann, wenn professionelle Hilfe in Anspruch genommen wird. Ein perfektes Erfolgsrezept gibt es zwar nicht, wohl aber einen vielversprechenden Weg. Der eigene Wille steht dabei am Anfang. Ein konkretes Ziel wie die Wiedererlangung des Führerscheins und die damit verbundene Mobilität kann ein zusätzlicher Ansporn sein. Dieser Vorsatz allein reicht jedoch nicht aus.
Wie ein Muskel scheint sich die Willenskraft erschöpfen zu können. Situationen, die früher in Verbindung mit dem Kiffen standen, sind dann sehr gefährlich. Entsprechende Bekannte und einschlägige Veranstaltungen sollten deshalb gemieden werden. Hier kommen die Strategien und die professionelle Betreuung ins Spiel. Zusammen mit der Änderung der Lebensumstände ist die endgültige Abkehr vom Cannabiskonsum dann möglich. Einige erfolgreiche Aussteiger beschreiben es tatsächlich so, dass die Drogen Teil ihres alten Lebens waren – mit dem neuen aber nichts mehr zu tun haben.
Interessante Links zum Thema:
http://www.drugcom.de/topthema/starker-wille-reicht-nicht-strategien-erhoehen-chancen-fuer-ausstieg-aus-drogenkonsum/
http://www.drugcom.de/topthema/ist-kiffen-total-normal/
Cannabis-Konsum einstellen und MPU bestehen!
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