Dass sich im Bereich der MPU Vorbereitung viele graue bis schwarze Schafe tummeln, dürfte mittlerweile vielen bekannt sein. Wir haben bereits in zwei Artikeln Tipps gegeben, die Betroffenen helfen können, eine seriöse MPU Beratung zu finden (Teil 1, Teil 2). Dabei wurde bereits klargestellt, dass eine seriöse MPU Vorbereitung von Verkehrspsychologen durchgeführt werden sollte. So empfiehlt es auch die Bundesanstalt für Straßenwesen: „Ein seriöser und kompetenter Berater oder Verkehrstherapeut ist Diplom-Psychologe, hat eine verkehrspsychologische Ausbildung absolviert und bildet sich regelmäßig fort.“ (Link, abgerufen am 10.08.2016). Natürlich ist auch ein Psychologe mit dem Abschluss Master of Science qualifiziert genug. Der Master-Abschluss hat das Diplom an fast allen Universitäten ersetzt und ist dem Diplom gleichwertig.

 

Kompetenzen eines MPU Beraters

In der Zeitschrift VERKEHRSZEICHEN (Ausgabe 2/2016) ist ein interessanter Artikel erschienen, in dem die Verkehrspsychologen Thomas Pirke und Dr. Paul Brieler gezielt auf Kompetenzen hinweisen, die ein MPU Berater in jedem Fall aufweisen sollte:

„In der Verkehrspsychologischen Fahreignungsberatung benötigen Berater …
• Beratungskompetenz
• Kompetenz in der Diagnostik des Alkoholkonsums
• Kompetenz in der Diagnostik des Drogenkonsums
• Kompetenz in der Diagnostik abweichenden Verhaltens
• Kompetenz in der Diagnostik bereits erfolgter Problembewältigung
• Kompetenz in der Erstellung eines Behandlungs-/Maßnahmenplans
• Prozessdiagnostische Kompetenz
• Kenntnisse im Straßenverkehrsrecht
• Kenntnisse der Medizinisch-Psychologischen Untersuchung inkl. Der Begutachtungsleitlinien und der Beurteilungskriterien
• Kenntnisse im Bereich medizinischer Befunde und chemisch-toxikologischer Untersuchungen
• Kenntnisse psychotherapeutischer Maßnahmen und Rehabilitationsbehandlungen
• Kenntnisse des Suchthilfesystems“

 

Ein seriöser MPU Berater ist Verkehrspsychologe

Es wird deutlich, dass MPU Beratung nicht einfach von Jedermann angeboten werden sollte, auch wenn dies rechtlich möglich ist. Einige der genannten Kompetenzen werden im Laufe des Psychologie-Studiums und in anschließenden Fort- und Weiterbildungen über Jahre erworben. Gerade die diagnostischen Kompetenzen (des Alkoholkonsums, des Drogenkonsums, etc.) sind bereits in frühen Stadien der MPU Vorbereitung ganz besonders wichtig.

Bei der Medizinisch-Psychologischen Untersuchung handelt es sich letztendlich um ein diagnostisches Verfahren. Es wird untersucht, ob das Rückfallrisiko bei einer Person (immer noch) erhöht ist oder ob erfolgte Veränderungen und Maßnahmen das Rückfallrisiko deutlich gesenkt haben. Der psychologische Gutachter bei der MPU ist Verkehrspsychologe und so sollte auch ein MPU Berater ein Psychologe sein, der sich im Bereich der Verkehrspsychologie fort- und weitergebildet hat. Dazu gehören neben der allgemeinen Beratungskompetenz u.a. auch medizinische, rechtliche und chemisch-toxikologische Kenntnisse, ohne die ein MPU Berater keine seriöse MPU Beratung anbieten kann.

 

Fehlende Kompetenz führt zu falscher MPU Beratung

Wenn im Beratungsprozess zu Beginn bereits eine falsche Einschätzung der Problematik erfolgt, sind mit großer Wahrscheinlichkeit auch die aus der Einschätzung abgeleiteten Maßnahmen und weiteren Schritte nicht zielführend, vielleicht sogar kontraproduktiv zum Bestehen einer MPU.
Dies zeigt sich oft am Beispiel der Alkohol-MPU. Hier neigen einige „Berater“ nur zu gerne dazu, dem Klienten eine Abstinenz zu empfehlen, ohne sich genauer mit dem Einzelfall beschäftigt zu haben.

Der Gedanke, der dahinter steckt, ist wahrscheinlich der, dass man mit einer Abstinenz von 12 Monaten bereits das Maximum dessen ausschöpft, was bei der MPU vom Gutachter verlangt werden könnte (in seltenen Einzelfällen sind auch mehr als 12 Monate gefordert, aber wirklich selten). Jetzt muss in geschickten Frage-Antwort-Szenarien der Klient nur noch darauf „getrimmt“ werden, die Abstinenz auch glaubhaft rüber zu bringen, da in seinem Fall vielleicht gar keine Abstinenz notwendig gewesen wäre.

Das alles hat mit einer seriösen MPU Vorbereitung natürlich gar nichts zu tun. Und auch der Klient erhält durch dieses Vorgehen nicht die Beratung, die er verdient und vielleicht sogar gebraucht hätte. Die Motivation für eine Abstinenz wird niemals wirklich vorhanden sein, wenn ich einen Klienten (fälschlicherweise) dazu bringe, abstinent zu leben. Die Rückfallgefahr ist dabei hoch, da in der Beratung das Thema Kontrolliertes Trinken wahrscheinlich gar nicht zur Sprache kommt. Sollte der Klient nach bestandener MPU wieder mit dem Trinken beginnen, hat er womöglich keine Strategien erarbeiten können, um seinen Alkoholkonsum kontrolliert und in Maßen stattfinden zu lassen.

 

Seriöse MPU Vorbereitung in Einzelsitzungen

Daher ist auch von Gruppenseminaren zur MPU Vorbereitung abzuraten. In der Gruppe kann eine Einschätzung des Einzelfalls kaum stattfinden. Eine seriöse Beratung sollte immer im Einzelsetting bei einem Verkehrspsychologen stattfinden, der sich ausschließlich mit Ihrem Fall beschäftigt. Fragen Sie in einem ersten Gespräch ruhig nach, welches Studium und welche Fort- und Weiterbildungen der Ihnen gegenübersitzende Berater absolviert hat. Ein professioneller Verkehrspsychologe wird Ihnen gerne Auskunft geben und sich freuen, dass Sie sich ganz bewusst für eine seriöse Beratung entscheiden möchten. Wenn Ihr Berater versucht das Thema zu wechseln oder ausweichend antwortet, wissen Sie, dass Sie an der falschen Adresse sind.

 

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